Was für eine schöne Tour! - Ja im Nachhinein kann ich das doch so sagen- definitiv, vergessen sind die Strapazen, nur das schöne ist in der Erinnerung geblieben.
Die Runde hatten wir durch Zufall bei der Suche in der Gegend auf der Geocaching Karte entdeckt und ganz euphorisch schon gleich für 2016 geplant. Daraus wurde aber irgendwie nichts, der Urlaub zog uns damals
in den hohen Norden ans Nordkap in Norwegen (GC4E279) und auch 2017 machte uns ein plötzlicher Wintereinbruch einen Strich durch die Rechnung.
Anknüpfend an unsere langjährige Bergwandertradition in den Alpen war dies nun die Krönung durch die Verbindung mit hochalpinem Wandern, Hüttenübernachtung und natürlich unserem neuen Hobby Geocachen. Die (zumindest für uns) "goldene Tour" brachte uns ordentlich an unsere physischen Grenzen! Diese hochalpine Herausforderung ohne nennenswertes Training im Vorfeld, ohne ein paar Tage Anpassung in der Höhe und vor allem mit nicht nur wenige Kilo Übergewicht brachte uns Flachlandtiroler dann eher ans Schwitzen statt zum Geniesen.
Am 18.07.2018 war es dann endlich soweit. Klar war für uns, dass wir die Runde in jedem Fall modifizieren werden. Das versprach Beifang, nicht ganz so lange Steigungsstrecken und zu guter Letzte für ein wenig Akklimatisierung. Die Vorbereitung, also das Austüfteln, wie wir es angehen wollen, war der schönste Teil des Ganzen neben dem Erfolg am Schluss.
Wir hielten an unserer Idee fest, die Tour nicht an zwei, sondern an drei bis vier Tagen ruhig mit anschließender Höhen- und Streckensteigerung durchzuführen.
1. Etappe (Anreisetag, 16.7.2018):
Parken am Ausgangspunkt und Parkplatz, was ja später auch einmal das Ziel der Runde sein wird. Von hier machten wir uns auf den Weg von der Nummer #001 bis zur Nummer #008. Hier konnten wir uns schon mal ansehen, wie der Owner so "tickt", wie die Verstecke aussehen etc. Zudem ging es schon ein paar Meter in die Höhe. Und wir brauchten dann an Tag 3 zumindest für diese Caches keine Zeit zum Suchen einplanen.
Hier würden wir dann am Tag einfach vorbei zur Seilbahn laufen, so war der Plan.
Es war schon ziemlich spät, aber es war ja länger hell und wir hatten optimales Wetter.
2. Etappe ( 1.Tag, 17.7.2018):
Wir parkten an der Seilbahn und fuhren mit der Bahn hinauf bis ans Ende der zweiten Sektion. Da hatten wir Glück, die war zwei Tage später nicht mehr in Betrieb. Nach unseren Informationen waren wir am vorletzten Tag mit der Bahn unterwegs, wobei wir später gesehen haben, dass die Bahn immer noch fuhr. Der Parkplatz an der Seilbahn war aber schon eine einzige Baustelle und Materiallagerplatz.
Wir fuhren bis zur Tulfein-Alm und stiegen den Schartenkogelsteig hinauf um die dort liegenden Dosen ebenfalls zu besuchen. Dann cachten wir von #049 talabwärts bis zu Nummer #009. Damit hatten wir den Anschluss zu den Dosen #001 bis #008 von Tag 1, und bogen ab zur Seilbahn.
Insgesamt ein mächtiger Abstieg, den man ordentlich in den Beinen, hauptsächlich Knien und Füßen spürte. Insgesamt stiegen wir dabei 1371 Höhenmeter ab, von ca. 2311 m NN auf 940 m NN. Damit war für Tag drei gesichert, dass wir unseren Aufstieg zur Hütte mit der Seilbahn beginnen konnten und nicht die kompletten Höhenmeter erlaufen mussten. Abends wurde dann der Rucksack für die Übernachtung gepackt und alles noch einmal durchgegangen.
3. Etappe (2.Tag, 18.07.2018):
Wir fuhren 07:00 Uhr mit dem CM zum Parkplatz im Vorlderwildbad, dem Ausgangspunkt der Adlertour. Es versprach ein harter und langer Tag zu werden. Wir begannen unseren Fußmarsch zur Seilbahntalstation, also erst hoch, dann wieder runter. Wir kamen schnell vorwärts, denn die Caches waren ja am Anreisetag Abends schon gesucht und signiert worden (siehe Etappe 1).
Pünktlich zu Betriebsbeginn saßen wir in der zweiten Gondel und stiegen später mit dem Sessellift weiter zur Bergstation der zweiten Sektion. Wir sammelten den Beifang (GC24CMQ, GC79HDE und GC2FDWX) ein und machten uns auf den Weg zur Glungezer Hütte, dabei begannen wir mit #050 und cachten bis #054. Wir erreichten die Hütte recht früh am Nachmittag. Nach einer kurzen Stärkung konnten wir einchecken und machten uns ohne unser schweres Gepäck noch auf Erkundungstour bis zu Nummer #060. Das brachte uns wieder einen zeitlichen Vorsprung für den nächsten Tag und auch wieder die Erfahrung für das, was uns am nächsten Tag erwarten würde. Insgesamt war es ein Aufstieg von 2140 mNN auf 2681m NN, also immerhin 441m. Am Abend erlebten wir dann einen wunderschönen Sonnenuntergang mit Blick auf Insbruck und holten uns die beiden Gipfelcaches der Sonnenspitze und der Glungenzer Spitze sowie die Letterbox an der Hütte.
4. Etappe (3.Tag, 19.7.2018)
Die Nacht war kurz und laut, wie eine Hüttenübernachtung eben so ist. Mit Oropax ging es kurz nach 22:00 Uhr ins Bett im 5-Personen-Schlafraum und morgens 05:30 Uhr war die Nacht auch schon wieder zu Ende. Die sanitären Einrichtungen der Hütte sind nicht die komfortabelsten, denn mit 3 Waschtischen, einer Toilette und zwei Pissoirs bei den Herren sowie drei Waschtischen und zwei Toiletten bei den Damen kann man sich die Situation bei Maximalbelegung kaum so recht vorstellen. Das Duschen war also nicht möglich, aber egal, konnten wir in unserem Quartier im Tal dann ausgiebig nachholen.
Es gab wegen dem schönen Wetter leider erst etwas später Frühstück auf der Glungezer Hütte als geplant, die Logik erschloss sich uns nicht unbedingt. Danach gab es das Briefing vom Hüttenwirt über das Wetter und die Strecke, die wir zu erwarten hatten. Wir waren die Einzigen, die über den Gipfelpfad später wieder zum Parkplatz Voldererwildbad abstiegen, alle anderen gingen weiter von Hütte zu Hütte. Wir begannen also bei 6°C und herrlichstem Wetter ca. um 08:00 Uhr unsere Tour auf dem Gipfelweg.
Dank der Vorarbeit am gestrigen Nachmittag kamen wir die ersten zwei Kilometer entsprechend gut voran, wie geplant, denn wir brauchten nicht suchen und kannten die Strecke schon. Außer das mir ständig die Luft fehlte, war das recht angenehm. Danach aber wurden wir Zug um Zug von allen Wanderern, die ausnahmslos Richtung Lizumer Hütte unterwegs waren überholt. Das Suchen und Loggen nimmt doch einen nicht zu unterschätzenden Teil der Wanderzeit ein. Nach ziemlich genau 6 Stunden Gipfelweg, also einem hochalpinen ständigen Auf und Ab der 7 Gipfel des Gipfelwegs (Glungezer 2677 m - Gamslauer Spitze 2681m - Kreuzjöchl 2557m - Kreuzspitze 2746m - Rosenjoch 2796m - Grünbergspitze 2790m - Grafmarkspitze 2720m) erreichten wir #088 am Naviser Jöchl in 2479m Höhe. Eine harte Tour und das bei einer eher mageren Ausbeute von "nur" 28 Caches...
Vom Naviser Jöchl ging es permanent bergab. Noch 55 Caches galt es zu bergen. Dabei waren 1359m Abstieg zu bewältigen, es wurde echt zu einer mächtigen Qual. Nach Nummer #100 trafen wir auf der Steinkaseralm in ca. 2000m NN ein. Hier warteten im Wassertrog eisgekühlte Getränke für kleines Geld auf uns. Diese Erfrischung kam gerade recht, denn nach grober Schätzung hatten wir noch nicht einmal die Hälfte des Abstiegs hinter uns gelassen und unsere Trinkvorräte waren aufgebraucht. Schnell machten wir uns nach kurzer Rast wieder auf den Weg, denn die Sonne verzog sich schon bald hinter den hohen Bergen und die Lichtausbeute sank entsprechend schnell ab. Das einzig schöne war, dass diese Hitze endlich nachließ. Der letzte Teil des Weges zog sich allerdings unanständig zäh dahin. Die Fußsohlen qualmten und brantten verdächtig, Knie und Beine taten entsprechend weh. Immerhin waren wir schon um die 9 Stunden ununterbrochen auf den Beinen.
Die letzten Dosen waren vom breiten Fahrweg aus recht schlecht zu erreichen. Denn hier hatten sich die Owner auf die letzten Dosen noch so richtig ein Schmankerl nach dem anderen einfallen lassen: Entweder man musste so richtig ins Gelände oder wenigstens einen drei Meter hohen hang hinauf. Das war am Ende der Tour dann doch etwas heftig. Wir hatten kaum noch Lust und Kraft, uns weit neben den Weg zu bewegen und aufwändig nach Dosen zu suchen. Aber wie heiß es so schön, wer "A" sagt, der muss auch "B" sagen. Also kämpften wir uns bis zur #143 tapfer durch.
Ziemlich genau 20:00 Uhr, also 12 Stunden nach Abmarsch von der Glungezer Hütte, kamen wir am CM auf dem Wanderparkplatz mit glühenden Füssen, matten Beinen mega-erschöpft aber sauglücklich an.
Fazit:
Wenn Cachen Spaß machen soll, ist die Tour nichts für einen Tag, und auch nicht für zwei Tage!
Ja, wir haben auch anders lautende Logeinträge registriert, bei mehreren Teams und rotierendem Loggen geht das bestimmt in viel kürzerer Zeit als wir es geschafft hatten, aber warum soll man mit Freunden, Bekannten, Cacherkollegen oder dem Partner eine so schöne Tour machen, wenn man sich dann nur an den Caches kurz sieht und ständig aneinander vorbeilaufen muss?
Wir jedenfalls erlebten anstrengende 3 volle Cachertage, bei Traumwetter in Traumkulisse mit einem sehr schönen nächtlichen Aufenthalt in fast 3000m Höhe bei zum Teil an die Grenzen gehender Belastung.
Eine tolle Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Allerdings sind wir uns einig, dass man nicht jünger wird, und wir so eine Hammertour nicht noch einmal freiwillig machen werden.
Vielen Dank an die Volderer, zu denen wir einen netten Kontakt hatten, für die tolle Herausforderung und den sehr gut angelegten und gepflegten Powertrail. Ihr habt hier eine tolle Leistung vollbracht, von welcher wir Cacher gerne profitieren. Insgesamt hat uns trotz aller Strapazen Eure Runde sehr viel Spaß gemacht. Hoffentlich bleibt er noch lange erhalten.
Die vier Männer aus Belgien, die wir an Tag 1 und Tag 2 und auf deren Event getroffen hatten, haben die Tour schließlich nach der Dose Nummer #100 an der Steinkaseralm abgebrochen und sind mit dem Bauern auf dem Trecker zum Parkplatz zurück gefahren. Sie hatten es rollierend gemacht, am Tag 1 den kompletten Aufstieg ohne Seilbahn und am Tag 2 den Gipfelweg und dann weiter nach unten, wie wir. Ich glaube es hat geholfen, das wir uns die Tour so individuell auf uns zugeschnitten hatten, und unsere Kondition dabei relativ gut eingeschätzt hatten.
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